Minimalistisch und Energie-Autark leben. Mit Slow Travel zu seiner inneren Mitte finden. Wie ist es mit dem Campervan in Griechenland zu überwintern? Wie ist so ein Leben als moderner Nomade? Mit dem Entschluss ins Vanlife einzusteigen um uns eine Auszeit zu gönnen, sind wir in eine ganz andere Lebenswelt eingetaucht.
Wir waren zuvor noch nie auf dem Festland Griechenland, schon gar nicht im Winter – geschweige denn in einem mobilen Zuhause, mit dem wir auf die Kraft der Sonne, auf verfügbares Trinkwasser und sichere Schlafplätze angewiesen sind. Wir sind gespannt – was uns wohl erwarten mag?
Im Oktober setzen wir mit der Fähre des Unternehmens Anek Lines von Venedig nach Igoumenitsa über. Vom norditalienischen Gewusel, der dichten Städtebebauung und hässlichen Industrieanlagen wechseln wir hinüber zur beschaulichen Westküste Griechenlands.
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Insel Lefkada im Westen Griechenlands – Paradies für Vanlife
Die Berge, die sich am anderen Ufer der Meeresbucht auftürmen, schimmern rosa durch die glutrote Abendsonne. Die Wellen plätschern leise im friedlichem Rhythmus.
Freistehen, inmitten der Natur. Keine Autostraße in hörbarer Nähe, keine Flugzeuge, das nächste Dorf liegt einige Kilometer hinter dem letzten Bergrücken. Nur das friedliche Plätschern der Wellen, freier Himmel über uns, Vogelgezwitscher.
Einblick in den Alltag
Im Van ist es dunkel, nur ein schmaler Lichtstreifen durch die Dachluke über uns verkündet, dass der Tag bereits angebrochen ist. Sobald ich die Schiebetür öffne, geht mein Herz auf: Nur wenige Meter vor uns rollen die Wellen ans Ufer. Die Morgensonne scheint bereits warm und wohltuend. Nach ein paar Yogaübungen springe ich ins Meer, genieße den sattblauen Himmel über mir und die warmen Wellen, die meinen Körper umschmeicheln.
Mittlerweile ist es kurz nach 9 Uhr und das Controlpanel zeigt genug Energie-Leistung, damit ich mir einen Kaffee aufbrühen kann, das restliche Wasser gieße ich in unsere Super-Thermoskanne, die tatsächlich wie der Werbeslogan verspricht 24 Stunden die Temperatur erhält. Es sind diese Momente, wo ich noch glücklicher bin als sonst: täglich freue ich mich über diese “Kleinigkeit” Thermoskanne, die tatsächlich hält was sie verspricht, und mein Herz quill über vor Freude über diesen paradiesischen Wohnplatz.
Nachdem ich am Blog gearbeitet habe, zwischendurch einige Male schwimmen war, sitze ich nun vor dem Van und male höchst konzentriert griechische Vokabeln in mein Notizbuch. Die Mädchen der Nachbarsfamilie hocken im warmen Kies und arrangieren das „Steine-Museum“ neu, das ich gestern mit ihnen angelegt habe. Hin und wieder kommen sie angerannt: „Schau mal, was das für ein toller Stein ist! Der muss auch ins Museum!“. Der Nachbarshund schmiegt sich mit seinem plüschig-weichen Fell an mein Bein. Zerzaust guckt eine Vogelfeder aus seinem Maul während er genüsslich daran kaut als wäre es eine Delikatesse.
Kurze Zeit später waten die Eltern der Mädchen ans Ufer, ein erholtes Freudestrahlen auf ihrem Gesicht, eine Luftmatratze tragend, die ihnen ein anderes Vanlife-Paar geliehen hat.
Entscheidung zum Vanlife: Leben genießen, die innere Mitte finden
Nun wird es schnell dunkel. Die Abendsonne verschwindet hinter dem Bergrücken, der sich hinter uns erhebt. Auf der anderen Seite wäre es noch länger hell, doch in dieser Bucht wird es kurz nach fünf Uhr schon dämmrig und kühl. Die Männer sammeln bereits Feuerholz.
Dick eingemummelt in mehrere Schichten Kleidung hocken wir um ein kleines Lagerfeuer. Die Gespräche drehen sich darum wie jeder zum Entschluss gekommen ist mit dem Van aufzubrechen, die meisten von uns erst einmal ohne Enddatum. Das Feuer knistert während wir den unterschiedlichen Lebensgeschichten lauschen. Unterschiedliche Alter, unterschiedliche Berufe, manche mit kleinen Kindern, doch eines eint alle: die Entscheidung aufzubrechen ist verbunden mit dem Wunsch das Leben zu genießen solange es noch geht. Sich selbst wieder nahe kommen, in der Natur Energie tanken und unabhängig von Diagnosen beschauliche Lebensfreude genießen. Wir alle sind zutiefst dankbar für diese Möglichkeit. Noch lange unterhalten wir uns über “Gott und die Welt”, heitere Anekdoten machen die Runde.
Die Flammen züngeln knisternd in die sternenklare Nacht, im Hintergrund das Wellenrauschen im friedlichen Rhythmus.
An den beiden Naturstränden bleiben wir jeweils nur fünf bis sechs Tage, da es aufgrund ihrer Abgeschiedenheit keinen Brunnen zum Auffüllen unseres Wassertanks gibt und auch keine Mülleimer in erreichbarer Nähe. Die Anfahrten sind zu steil und schmal um “mal kurz” wegzufahren und wiederzukommen. Ansonsten hätte man uns da mit allem Geld der Welt nicht weglocken können…
Da die Tage langsam kürzer und kühler werden, machen wir uns auf den Weg weiter in den Süden: Auf die Peloponnes.
Überwintern auf der Peloponnes – Sandstrände, Hippie Life und eine Menge Kulturgeschichte
Die Namen diverser griechischer Inseln mit ihren weißen Dörfern und den blauen Dächern sind mir ein Begriff gewesen, doch Peloponnes sagte mir bis dahin gar nichts. Dabei befinden sich gerade hier die meisten der bekannten historischen Städte und berühmte Anlagen der Antike wie Olympia, das antike Messini, das gigantische Epidaurus Amphitheater, Mykene, Sparta und Korinth sowie gut erhaltene byzantinische und venezianische Festungsanlagen.
Kostenlose Wellness: Schwefelschlammbäder und Thermalquellen
Überall in Griechenland, vor allem auf dem Festland rund um Thessaloniki und Athen sowie auf der Insel Euböa, aber auch auf der Peloponnes gibt es Thermalquellen, Naturpools und Schwefelschlammbäder, die öffentliche zugänglich sind. Allein Euböa wartet mit rund 80 Thermalquellen (!) von bis zu 45Grad auf.
Als wir das Schwefelschlammbad Loutra Killinis erreichten, schien es uns als beträten wir ein Stück geheimnisvollen Dschungels. Zunächst standen wir verloren herum, da wir weder wussten wo der Schlamm zu finden ist, noch wie wir die unterschiedlichen Wasserläufe, Rohre und Leitungen zu interpretieren haben. Zu unserer Verunsicherung trug bei, dass alles verwaist und verwahrlost aussah. Auf dem Gelände gibt es die Ausgrabungsstätte einer römischen Badtherme, die bezeugt, dass diese Quellen schon vor 2000 Jahren genutzt wurden. Schließlich entdeckten wir zwei Einheimische, welche wir dann – natürlich möglichst unauffällig – beobachteten. Ein älterer Herr erklärte uns mit ein paar Brocken Englisch, Händen und Füßen wie wir vorgehen sollten. Kurzerhand lieh er uns seine selbstentwickelte Konstruktion: ein Küchensieb, das an einem Besenstiel befestigt war. Mit diesem konnte man tief in die Wasserläufe hinein Schlamm hervorholen, den man dann auf die Haut aufträgt. Nach einer halben Stunde haben wir uns mit Wasser abgewaschen, das aus einem Rohr floss. Geduld mitbringen! Der Schlamm ist äußerst hartnäckig. Es war ein tolles Erlebnis!
Strand-Leben & Vanlife-Community im Westen der Peloponnes
Eigentlich wollten wir nur zwei oder drei Nächte bleiben. Schließlich blieben wir fast einen ganzen Monat. Es ist einer der längsten Sandstrände der Peloponnes. Von August bis September sind hier an bestimmten Abschnitten Meeresschildkröten zu finden, weshalb diese in den entsprechenden Monaten geschützt werden. Von anderen Vanlifern, die schon viele Jahre immer wieder herkommen, erfahren wir, dass das Strandgebiet in den Sommermonaten überfüllt sei. Viele Griechen verbringen hier ihre Sommerferien, schlagen große Zelt-Lager auf oder bauen Bambushütten, verlagern fast ihren gesamten Hausstand hierher. Es gliche einer riesigen immerwährenden Party.
Nun im November ist es hier ruhig. Vereinzelt stehen Wohnmobile zwischen den Pinienhainen, an manchen Stellen gibt es größere Camping-Lager von mehreren Van-Nomaden aus Frankreich, Schweden, Finnland, Niederlanden, vor allem aber aus dem Deutschsprachigen Raum.
Besinnliches Strandleben und Nomaden unterschiedlicher Art
Sonne, Meeresrauschen, Sand unter den Füßen. Unterschiedliche Lebensläufe und Charaktere. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit finden sie alle hier zusammen. Große Trucks, umgebaute Unimoks, nostalgische Wohnmobile, die den 80ern entronnen scheinen. Moderne Wohnmobile oder Vans mit eigenen Ausbauten. Manche stehen alleine, andere reisen schon seit ein paar Wochen mit anderen Wohnmobilisten zusammen und haben hier ein Lager gegründet. Manche bleiben nur für ein paar Tage, andere für Wochen oder sogar Monate.
Vom Kurzzeit-Reisenden bis hin zum Vollzeit-Nomaden:
Viele, die wir treffen, nehmen sich für eine begrenzte Zeit, im Rahmen eines Sabbaticals, Elternzeit oder “zwischen zwei Jobs” eine Auszeit um zu Reisen. Oft sind es junge Paare oder junge Eltern, die jahrelang darauf gespart haben sich diese Reise zu gönnen. Daneben gibt es auch Einzelpersonen, die aufgrund einer erschütternden Diagnose oder eines traumatischen Ereignisses, losgezogen sind, um Gesundheit und eine neue Lebensausrichtung zu finden.
Für ein paar Tage stehen drei Familien mit kleinen Kindern neben uns, die sich einige Wochen zuvor an einem Stellplatz kennengelernt haben und nun zusammen Richtung Türkei wollen. Ein paar Tage später treffen wir sie im nahegelegenen Supermarkt wieder. Auf die Frage was aus der Weiterreise geworden sei, lachen sie: Ihre Kinder haben sich auf ihren Touren durch die Pinienhaine mit anderen angefreundet, nun stehen sie alle in einem großen Lager einen Kilometer weiter am Strand runter, mit einer Horde von 16 Kindern allen Alters.
Rina ist Anfang 40, nach der Diagnose mit Brustkrebs habe sie sich entschieden alles zu verändern und loszuziehen. Drei Jahre seien seit der Diagnose vergangen. Sie strahlt eine ungeheure Tatkraft und Energie aus. Mit herbem Lachen sagt sie: “Statt zwei Brüste habe ich nun Lebensfreude – hab mich noch nie so gut gefühlt!”.
Und dann ist da Friedrich. Er erzählt uns seine Liebesgeschichte, 60 Jahre sei er verheiratet gewesen, seien viel gereist. Eine Abenteuerseele habe seine Hilda gehabt. Voller Stolz erzählt er von seiner willensstarken Frau. Dann füllen sich seine Augen mit Tränen: Letztes Jahr ist sie an Krebs gestorben. Nun reist er mit dem Wohnmobil in alle Länder, die er mit seiner Frau im Laufe seines Lebens besucht hat. Friedrich ist 85 Jahre alt!
Vanlife als Lebensstil
Und dann gibt es die Langzeitreisenden, diejenigen die alles verkauft und losgelassen haben um Vollzeit im Van zu leben, auf Reisen zu sein.
Sabine und Felix, beide Anfang Dreißig, sind seit fast zwei Jahren unterwegs. Da sie aufgrund der Auswirkungen der Corona-Maßnahmen ihren kleinen Friseursalon schließen musste, er sowieso unzufrieden mit seinem Tech-Job, seien sie kurzerhand losgezogen. Beide überwintern hier am Strand, und während sie weiterhin als Friseuse tätig ist, hat er seine Liebe zu Holzarbeiten entdeckt. Er hilft bei Arbeiten in umliegenden Dörfern und baut hier aus Fundholz coole Regale, Tische und Hocker.
Nicht weit entfernt steht Jules aus Frankreich, er reist schon seit vier Jahren, wobei er bisher hauptsächlich in Spanien und Portugal unterwegs gewesen sei. Er stellt wunderschöne Halsketten und Armbänder aus Holz, Edelsteinen, Leder und Makramee her, die er über seine mobile Ladentheke verkauft.
Ein paar Meter weiter haben sich Marc und Maya, beide Ende Vierzig, für mehrere Monate eingerichtet. Eingerahmt von Bäumen und Büschen mit Solar-Lampions, haben sich sich ein gemütliches Wohnzimmer geschaffen – mit traumhaften Blick aufs Meer. Auch bei ihnen hat Corona zu einem Wandel geführt. Zuvor Sozialarbeiterin und selbständiger Unternehmer sind beide nun “Instagram-Stars”, die ihr Geld mit Affiliatemarketing, Networkmarketing und BusinessCoaching verdienen.
Ich spiele mit Felix und Karl-Heinz Boule als ein älterer Herr im Vorbeigehen überrascht Karl-Heinz auf Französisch fragt, ob er etwa vor 3 Jahren in Marokko gewesen sei. Die zwei umarmen sich herzlich, erzählen einander was seither geschehen ist. Ich als Vanlife-Neuling bin tief beeindruckt: “Du bist schon 3 Jahre unterwegs?”. Der über 70jährige Karl-Heinz lächelt mild “ach Schätz’sche, ich bin seit 1967 unterwegs! Damals hab ich meine erste Sahara-Tour gemacht, bin durch Afrika getourt bis ich für ein paar Jahre in Südafrika sesshaft geworden bin. Und dann ging’s weiter.” Sein Geld verdiente der gelernte Metallbauer mit seinem Handwerk und technischem Geschick, nun lebt er von seiner Rente.
Slow-Travel – über Stimmen im Kopf und das Wiederfinden der inneren Mitte
Die ganze Nacht hatte es gewittert und gestürmt. Der Van wurde von den Windböen hin und her geworfen und erbebte unter dem grollenden Donner. War gefühlt die ganze Nacht wach. Trotzdem nicht schlecht gelaunt, denn irgendwie hatte es auch etwas heimeliges in unserer schönen Höhle eingekuschelt zu sein während draußen die Naturgewalten toben. Weiterer schöner Morgen, Sonne scheint mir ins Gesicht und der Dampf meines frisch aufgebrühten Kaffees steigt gemächlich in der noch frischen Morgenluft hoch.
Ich bin froh, dass wir an diesem Strand unser Lager aufgeschlagen haben. Eigentlich habe ich eine lange ToDo-Liste, was ich alles erledigen – und vor allem: was ich alles sehen will. Doch mein Körper streikt mehr denn je. Er sehnt sich nach Ruhe und absolutem Nichtstun. Selbst beim Gedanken an meine Morgenroutine mit Yoga und Meditation streikt er. Also gebe ich ihm nach, lausche auf Impulse von innen.
Erst einmal passiert nichts. Außer dass die drängenden Stimmen in meinem Kopf zunehmen. Je langsamer und ruhiger im Außen, umso mehr scheint das Tosen in meinem Inneren zuzunehmen.
Ein Tornado von “Du musst doch!” tobt durch meine Gedanken.
“Du kannst doch nicht einfach Nichts tun!!!”. Schließlich habe ich doch jede Menge Literatur zu Buddhistischer Psychologie und Hypnosystemischer Therapie im Gepäck. Und was ist mit dem Achtsamkeitskurs, den ich konzipieren wollte? Auch wollte ich doch endlich ins Schreiben kommen und den Blog nutzen um über Zukunftsprojekte zu schreiben! Was ist mit der Webseite für meine Freiberuflichkeit? Und meine Yoga-Praxis wollte ich doch intensivieren, um fit genug für die Ausbildung zu sein! Ganz zu schweigen was es alles in Griechenland zu sehen gibt! Ja… eine leise Ahnung beschleicht mich warum mich mein Körper ausgenockt hatte…
Auf die innere Weisheit des Körpers achten
Also folge ich meinem Körper und mache die erste Woche nichts außer schlafen, Barfuß am Strand entlang schlendern, Steine sammeln und schwimmen. Zu Beginn wehrte sich mein Ego, mein innerer Kritiker tobte. Wie kann ich nur meine Zeit vergeuden! Nur rumlungern und ein Lotterleben führen! Steine sammeln! Pah!
Was theoretisch einfach klingt, ist in der Praxis manchmal viel schwerer: ich beobachte meine Gedanken ohne zu werten, gehe interessiert aber distanziert Gedankenmustern und Zusammenhängen nach. Mit steigendem Erfolg übe ich mich in Selbstannahme: Mich selbst lieben, auch wenn ich “nichts” tue, kein Ziel verfolge, keine Pflichten erfülle, sondern einfach nur bin.
In der zweiten Woche habe ich wieder gelegentlich Lust zu meditieren, aber hauptsächlich will mein Körper sich sonnen, schwimmen, sowie gesammelte Steine zu einem kreativen Ganzen zusammenfügen. Am Ende der dritten Woche haben wir vor unserem Zuhause bereits eine Steinterrasse in Schmetterlingsform, einen Meditationsplatz sowie eine Badestelle in Form eines Elefantenkopfes.
In der vierten Woche sprudeln Erkenntnisse, Ideen und Geschichten aus meinem Kopf. Ich schreibe und schreibe. Auch springe ich das erste Mal seit Jahren voller Freude in die Wellen, tauche ausgelassen und mache Handstand als wäre ich in meinen Zwanzigern. Ich tanze, erfinde unsinnige Lieder, und habe endlich wieder Lust auf Menschen zuzugehen. Und das schönste: ich fühle mich wieder tief verbunden, mit allem.
Ich kann mein Glück kaum fassen. Meine Energie, meine Lebensfreude und Kreativität fließt wieder, meine Tatkraft steigt. Das, was ich seit Monaten mit ausgefeilten Methoden, mit Strategie und Disziplin versucht habe zu erreichen, habe ich letztendlich durch Loslassen, süßes Nichtstun und Genuss geschafft.
So schwer es auch fällt, manchmal ist es wichtig, sich vollkommen zurückzuziehen, sich von äußeren Eindrücken und Aktivitäten abzuschirmen, mit denen man normalerweise sein Inneres überdeckt. Je mehr Ruhe im Außen, desto mehr hört man die Stimmen im Inneren (Appelle, Kritik, Selbstzweifel, Groll, Bedauern, tief verankerte Glaubenssätze…), was sehr verstörend sein kann. Ähnliches berichten auch Menschen, die an Dunkel- und Schweigeretreats teilgenommen haben. Doch wenn man da emotional hindurchgeht, dann kann dies zu mehr innerer Freiheit und Energie führen.
Vanlife im Winter – Was ist in Griechenland zu beachten?
Eigentlich ist Freistehen in Griechenland offiziell verboten. Im Sommer wird dies auch von den Ordnungskräften geahndet. Doch im Winter haben die meisten Campingplätze eh geschlossen und in den Gebieten, die in den Sommermonaten von Touristen überlaufen sind, da herrscht im Winter fast gähnende Leere. Daher sind die Einheimischen entspannt so lange man nichts blockiert, sich zurückhaltend verhält und die Plätze sauber verlässt.
Wetter, Temperaturen und Energie
Unsere Angewohnheit erst abends warm zu essen, hat sich bzgl. Energie-Leistung als etwas unpraktisch erwiesen. Vor allem wenn man an Stellplätzen steht, wo die Sonne schon kurz nach 17 Uhr hinterm Bergrücken verschwindet (wie beispielsweise im Osten Lefkadas). Doch meist hatten wir auch an Regentagen ausreichend Sonnenstunden (anders als in Teilen Deutschland wo man manchmal das Gefühl hat in einem Regenloch von mehreren Wochen zu verschwinden). Dennoch gab es ab Mitte Dezember mehrere Tage hintereinander, wo es überwiegend bewölkt oder regnerisch war, wo ein Gaskocher wohl etwas mehr Entspannung gebracht hätte. Dennoch mussten wir nie Hunger leiden 😉 Und die Natur hätte wahrlich noch mehr Regen vertragen können.
Wie ist die Temperatur? Im November hatten wir noch bis zu 25 Grad und waren jeden Tag im Meer schwimmen. Selbst im Dezember gab es Tage mit 19 -21 Grad (im Westen der Peloponnes). Manchmal stürmte und gewitterte es an mehreren Tagen hintereinander, wo dann auch die Temperatur auf 12-16 Grad fiel, doch sobald die Sonne hervorkam, war wieder T-Shirt-Wetter.
Im Januar und Februar waren wir dann froh, dass wir zwei HouseSittings hatten, da es nun nicht nur häufiger gewitterte, stürmte oder hagelte, sondern auch die nächtliche Temperatur teilweise auf 4 Grad in der Nacht sank. Wie froh waren wir über unsere Standheizung! Tagsüber kletterte es dennoch auf 12-17 Grad je nach Wind und Sonneneinstrahlung. Natürlich können wir nur von unserem Standort auf der Mani sprechen, an anderen Orten kann es andere Wetterverhältnisse gegeben haben.
Wasserversorgung, Müllentsorgung und Straßenverhältnisse
In Griechenland stehen in regelmäßigen Abständen am Straßenrand und in Parkbuchten öffentliche Müllcontainer und überall gibt es öffentlich zugängliche Wasserhähne und Trinkwasserbrunnen, welche speziell gekennzeichnet sind. Ansonsten könnten wir auch aus Flüssen oder Seen Wasser schöpfen, da wir einen Wasserfilter der schwäbischen Firma Albfilter eingebaut haben, der neben Schmutzpartikel auch Bakterien und Viren ausfiltert.
Wir haben festgestellt, dass wir bei sparsamen Wasserverbrauch (ohne zu knausrig zu sein) mit 80 Liter auf 6-7 Tage für zwei Personen sehr gut zurecht kommen (allerdings ohne Wäsche waschen).
Was Schmutzwasser betrifft, so verwenden wir ausschließlich 100% biologisch abbaubare Hygieneprodukte und selbst diese nur sparsam.
Griechenland verfügt über ein gut ausgebautes Maut-Straßennetz, das alle größeren Städte miteinander verbindet. Wer jedoch abseits in entlegenere Gegenden oder Bergdörfer sehen möchte, der muss sich auf enge Gassen, schmale Kurven und holprige Wege, die bei Regen zu Sturzbächen werden können, gefasst machen. Dazu trägt auch das Google-Navi bei, das uns manchmal lieber szenische Routen fürs Auge vorschlug als gut befahrbare Wege – so zumindest unser Verdacht.
Generell sind wir froh über unsere Entscheidung einen L2H2, also 6 Meter langen, Transporter gekauft zu haben. Fahrzeuge mit mehr Länge oder Breite (und größerem Wendekreis) hätten es bei der ein oder anderen Route oder Stellplatzanfahrt schwer gehabt.
Fazit – Lohnt sich Griechenland im Winter?
Bisher sind wir sehr zufrieden mit unserer Entscheidung nach Griechenland zum Überwintern gefahren zu sein. Am meisten schätzen wir die Nähe zur Natur. Es gibt so viele Strände und landschaftliche Ecken wo es kaum Menschen, wenig Verkehr und keine Industrie gibt. Traumstrände, Naturpools und wilde Wanderwege bieten eine wunderbare Möglichkeit sich wieder mit sich selbst zu verbinden. Die zahlreichen historischen Städte mit ihren verwinkelten Gassen und süßen Cafés bieten eine schöne Abwechslung. Was das Vanlife im Winter betrifft, so waren wir zwei verfrorene Seelen froh, dass wir gelegentlich für ein paar Wochen ins HouseSitting wechseln konnten. Bei mehreren frostig-trüben Tagen hintereinander wird der Van doch etwas klein zu zweit… Außerdem haben wir auf diese Weise tolle Menschen kennengelernt, die Griechenland ihre Heimat nennen und haben einen tiefen Einblick in die Region erhalten. Es war eine schöne Zeit!
Den Strand direkt vor der Haustüre, das Glucksen der Meereswellen wenn sie sanft auf Felsen zurollen. Kein eiliges Stadtgewusel, stattdessen Natur und gelegentlich Menschen, die gechillt des Weges kommen, mit denen man ein freudiges Pläuschen halten kann. Was gibt es Schöneres?