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Tadschikistan: atemberaubendes Pamirgebirge

Tadschikistan: Reise ins Pamirgebirge

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Erlebe eine Reise ins Pamirgebirge. Die Bergregion ist ein Naturerlebnis der Superlative, wo dich atemberaubende Aussichten, heiße Quellen, Heiligtümer von Geistwesen und die gastfreundliche musikalische Kultur der Pamiri erwarten.

Die Reise ins Pamirgebirge beginnt in Duschanbe

Unsere Reise beginnt in Duschanbe, der Hauptstadt Tadschikistans, von wo aus Fahrten ins Pamirgebirge angeboten werden. Bevor Tadschikistan den Status einer sozialistischen Sowjetrepublik bekam, war Duschanbe lediglich eine Kleinstadt. Hier investierte die Sowjetregierung kräftig in moderne Infrastruktur und pompöse Monumentalbauten. Hier findest du breite Alleen, moderne Kaufhäuser, prunkvolle Gebäude und Statuen, große Parkanlagen und das Nationalmuseum mit den historischen Schätzen der Region.

Die Region des heutigen Tadschikistan war eine der wichtigsten Handelsknotenpunkte auf den Handelsrouten der “Seidenstraße”, die Europa schon vor vielen Jahrhunderten mit Seidenstoffen, Gewürzen und Metallkunsthandwerk aus Zentralasien, China und Indien versorgte.

Heute ist Tadschikistan die ärmste der zentralasiatischen Republiken, denn sie besteht hauptsächlich aus Gebirge und besitzt nur wenige Rohstoffe. Zur Armut trägt auch dazu bei, dass sich hier (noch mehr als anderswo) das Kapital in wenigen Händen vereint und staatliche Gelder für Prunkbauten und so wichtige Dinge wie “der höchste Fahnenmast”, “die größte Nationalbibliothek”, “das größte Teehaus” ausgegeben werden. Präsident Emomalii Rachmon führt das Land wie ein Familienunternehmen – seine erwachsenen Kinder besetzen hohe Regierungsposten.

Duschanbe, Basar, Verkauf von Gewürzen

Atemberaubende Naturlandschaft – Los geht’s ins Pamirgebirge!

Wir machen uns auf die Fahrt von Duschanbe über Kulob nach Khorog. Die Strecke führt auf einer serpentinenartigen Schotterpiste entlang des Flusses Panj, der die Grenze zu Afghanistan bildet – von der rauen Schönheit der Landschaft bin ich sehr beeindruckt!

Oft wäre ich gerne ausgestiegen, um die Landschaft und die kleinen Dörfer mit ihren Lehmhütten und Strohdächern zu erkunden. Mehrere Kontrollen, bei denen die Milizen ein paar Som (umgerechnet paar Cent) annahmen um ihr Gehalt aufzubessern.

Auf dem Weg ins Pamirgebirge, immer wieder kreuzen freilaufende Schafe, Ziegen und Kühe unseren Weg.
Auf dem Weg ins Pamirgebirge, immer wieder kreuzen Schafe, Ziegen und Kühe unseren Weg.

Siedlung aus Lehmhütten in Tadschikistan, auf dem Weg ins Pamirgebirge

Bibi Fatima: Natürliche heiße Quellen

Im Süden des Pamirs, insbesondere an der Straße entlang der Grenze zu Afghanistan markierenden Flusses Pjandsch, gibt es rund 70 Mineral- und Thermalquellen. Gelehrte wie Avicenna oder Ali Ibn Abbas al-Madschusi haben bereits im 10. Jahrhundert die heilende Wirkung dieser Quellen beschrieben. Besonders viele Mineral- und Thermalquellen gibt es im Bezirk Ischkoschim, die meisten liegen nicht weit von der Straße entfernt. (Quelle: Novastan.org)

Gewaltiges Bergmassiv, und eine Esels-“Karawane” oder Ziegenherde auf der anderen Seite

Khorog. Ankunft in der Hauptstadt der Autonomen Provinz

Nach 15-stündiger Fahrt auf einer kurvigen Schotterpiste, waren wir müde, durstig, gut durchgerüttelt und mit schmerzenden Gelenken in Khorog angekommen. Unsere Laune sank nach der Ankunft beträchtlich als wir in unserem desolaten Zustand feststellen mussten, dass  kein Wasser vorhanden war. Am nächsten Tag wurde das Wasser aber wieder angestellt, sodass wir nach einer kräftigen Dusche auf Erkundungstour gehen konnten.

Khorog ist ein nettes Städtchen mit einer überaus angenehmen Atmosphäre. Während die Hinfahrt durch eine karge wüstenartige Landschaft und manch ausgetrocknetes Flussbett führte, ist es hier sehr grün. Es gibt viele Bäume und sogar einen schönen Park, wo das Musikfestival stattfinden wird. Die Menschen hier erscheinen mir freundlicher und offener – und auch selbstbewusster in ihrem Habitus – als die in Duschanbe.

Parlamentsgebäude der Autonomen Republik Berg-Badachschan in Khorog, spielende Kinder im Springbrunnen davor
Parlamentsgebäude der Autonomen Provinz Berg-Badachschan in Khorog, mit spielenden Kindern im Springbrunnen.
Das Jugendzentrum (!) mit Internetcafé, aus sowjetischer Zeit. Man beachte den Kronleuchter!

Traditioneller Hausbau, Erdbeben und traditionelles Leben im Pamir

Ein Mitarbeiter der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit – früher “EZ” = Entwicklungszusammenarbeit) führt uns herum. Neben dem (post-)sowjetischen Hausbau, werden jetzt wieder vermehrt traditionelle Häuser gebaut, denn man fand heraus, dass diese Erdbebensicherer sind als moderne Bauten. Da hierfür jedoch viel Holz benötigt wird, und deswegen der Waldbestand so enorm geschrumpft ist, gebe es nun Aufforstungsprogramme, welche durch die GIZ gefördert werde.

Traditionelles Haus im Pamirgebirge, noch im Bau

Wir werden von Nachbarn zum Essen eingeladen – leckeres frisches ‘non’ (Fladenbrot) und viel frisches Obst.

Traditionelles Tischgedeck in Zentralasien – Tischdecke auf Boden, Sitzen auf geblümten Matratzen

Die Pamiris sind im Gegensatz zu den sunnitischen Tadschik/innen ismailitische Schiit/innen. Prinz Karim Aga Khan IV. ist der 49. Imam der ismailitisch-nizaristischen Gemeinschaft und gilt als direkter Nachfolger des Propheten Muhammad durch dessen Tochter Fatima. Die von ihm gegründete Aga Khan Stiftung ist seit dem Bürgerkrieg in den 1990ern (wo sie durch Hilfstransporte Hungersnot entgegenwirkte) ein wichtiger Akteur der Entwicklungshilfe in der Region. So sind der Park, der Spielplatz und andere Einrichtungen durch die Stiftung entstanden.

Aga Khan wird von den Pamiri hoch verehrt, so gibt es Feiertage, die ihm gewidmet sind, wie sein Geburtstag im Dezember und seine “Inthronisierung” im Juli. Doch es werden auch noch andere, vorislamische Bräuche gepflegt.

Zu den Tschiltan-Heiligtümern im Pamirgebirge

In einem Dorf nahe Khorog weit oben in den Bergen oberhalb des Flusses Tschiltan soll es eine Pilgerstätte geben, drei Heiligtümer, die den “Tschiltan” gewidmet sind – eine Gruppe von 40 Geistwesen, um welche sich viele Legenden ranken. Besonders Frauen mit Kinderwunsch pilgern dahin um zu den Tschiltan zu beten, erzählt man uns.

Ein Musiker aus Khorog bietet sich an uns hinzuführen, zusammen mit einem Jungen aus dem Bergdorf.

Wandern im Pamir, auf dem Weg zu den Tschiltan-Geister-Heiligtümer, noch ist es ein sanfter Weg…

Auf dem Weg kommen wir an einem kleinen Heiligtum vorbei. Über dem Eingang sind Zeichen eingeritzt, in denen die Kraft der Tschiltan gespeichert sein soll, erzählt uns unser pamirischer Begleiter. Er legt die Fingerspitzen auf die Schriftzeichen und führt diese dreimal zu Stirn, Kinn und Herz.

Ein kleines Tschiltan-Heiligtum auf dem Weg

„Nur nicht nach unten sehen! Feiner Sand rieselt unter meinen Füßen durch – den nur einen Fuß breiten Pfad hinunter in eine mörderische Schlucht, wo ein Gebirgsfluss über mächtige Felsen rauscht. Nur ein falscher Schritt und ich stürze hunderte Meter in die Tiefe und schlage wie ein reifer Kürbis auf den Felsen auf! Als ob er meine Gedanken ahnt, mahnt mich der Junge aus dem Bergdorf den Fuß äußerst behutsam auf den Sand aufzusetzen, weil ich sonst einen Sandrutsch auslösen könnte. Doch alles woran ich denken kann ist dieser fürchterliche Abgrund – und meine Eingeweide schön verteilt auf sandfarbenen Felsen, während die tosenden Wassermassen meine Knochen zermalmen.

Tagebuch, 2012

Nachdem wir über ausgetrocknete Flussbetten und Gerölllawinen gekraxelt waren, wird nun der Pfad ins Dorf zunehmend gefährlich. Grade für mich, unter Höhenangst leidend (!) und zugegebenermaßen alles andere als sportlich, wird es zu einem mentalen Gewaltakt. Besonders der Trampelpfad entlang einer tiefen Schlucht – nur einen Fuß (wortwörtlich ein Fuß!) breit und keine Möglichkeit sich festzuhalten – hat es in sich. Auch die anderen sind sehr erschöpft, sodass wir im Dorf Rast machen und danach wieder umkehren ohne das große Heiligtum gesehen zu haben. Vermutlich hat uns der Musiker einiges über die Tschiltan erzählt, leider war ich zu sehr mit meiner körperlichen Unversehrtheit beschäftigt als es im Gedächtnis abzuspeichern.

Ein Erlebnis war es allemal!

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Musikfestival auf dem Dach der Welt – Für Pamiris ist Tanz und Musik alles!

Musik und Tanz bedeutet für die Pamiri scheinbar alles. Bei jeder Einladung, zu der oft auch die Nachbarn und Verwandte kamen, wurde spontan begonnen zu musizieren, singen und auch zu tanzen. Während man deutsche Männer als Tanzmuffel bezeichnen kann, wissen die Pamiri um die Ausstrahlung von Kraft und Männlichkeit beim Tanzen. Die Bewegungen der Frauen sind elegant, fließend, die der Männer rhythmisch kraftvoll. Dabei bewegen beide Körperteile (oberer Hals, unterer Nackenbereich, Schultern, Handgelenke), von denen wir nicht mal ahnen, dass man diese unabhängig von einander bewegen kann! Sogar die kleinsten (einmal sah ich dreijährige!!) können mit einer Anmut und Beweglichkeit tanzen, dass es einem die Sprache verschlägt.

Junge Frauen beim traditionellen Tanz bei der Eröffnungsfeier des Musikfestivals
Auftritt der 72-jährigen Tanzlehrerin in traditionellem Gewand, Sie ist hochgeachtet von allen - "Sie hat uns allen das Tanzen gelehrt!"
Auftritt der 72-jährigen Tanzlehrerin, hochgeachtet von allen – “Sie hat uns allen das Tanzen gelehrt!”

Doch Musik hat noch einen tieferen Charakter. Ihr wird heilende Kraft zugeschrieben. Besonders Andachtslieder können die spirituelle Kraft ‘Baraka’ in sich tragen, weshalb sie bei traditionellen Heilungszeremonien gesungen werden.

Außerdem hänge in jedem Pamir-Haus eine Handtrommel, so genannte Daf, erzählt mir der Musiker. Dies wird von einer Freundin, die aus einem nahe gelegenen Dorf stammt, bestätigt. Ihre Mutter stelle die Daf selbst her, weshalb sie eigene Schafherde habe, da die Haut aus gegerbten Schafleder bestehe. Besonders zu Hochzeitszeremonien komme die Daf zum Einsatz: Frauen stehen im Kreis um die Braut, die Daf trommelnd, was der Braut Glück bringen soll.

Das Bild zeigt Traditionelle Musikinstrumente aus dem Pamir.
Traditionelle Musikinstrumente aus dem Pamir

Fazit

Die Reise ins Pamir war ein unbeschreibliches Erlebnis. Die Natur dort mit seinen gewaltigen Bergmassiven lässt einen fühlen wie klein und unbedeutend der Mensch eigentlich ist.

Am meisten fasziniert hat mich die lebensfrohe Kultur der Pamiri. Trotz regelmäßiger Erdbeben, Erdrutschgefahr, Armut und drohender Konflikte mit der Zentralregierung leben sie eine gemeinschaftliche Kultur, in der Tanz und Musik das Miteinander prägt.

Hier geht’s zum Kleinen Sprachenguide Tadschikistan – Lerne deine ersten Worte Tadschikisch und Shughni – eine Sprache des Pamirgebirges

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Reisetipps

Beste Reisezeit ist der Hochsommer (Juni bis September). 

Seit 2022 gibt es für europäische Tourist(inn)en Visafreiheit für einen Aufenthalt von bis zu 30 Tagen. Für einen Besuch des Pamir benötigt man jedoch eine Sondergenehmigung.

Um ins Pamirgebirge zu gelangen, ist es am besten einen Flug nach Duschanbe zu nehmen, von wo aus Fahrten ins Pamirgebirge angeboten werden. Man kann es auch sehr gut mit einer Reise nach Usbekistan verbinden: Flug nach Usbekistan, Taschkent, von dort zB mit dem Zug nach Samarkand, wieder zurück nach Taschkent, von dort aus mit dem Zug nach Duschanbe.

! Wichtig: es gibt immer wieder Konflikte zwischen der Zentralregierung und der Bevölkerung der Autonomen Provinz im Pamir. Bitte vorher die Seite des Auswärtigen Amtes konsultieren wie die Lage im Land ist.

Reiseanbieter für geführte Reisen: Mountain Adventure Travel Tajikistan, lokalen Touranbieter Orom Travel, oder deutsche Reiseanbieter, die die gesamte Tour planen: www.ae-erlebnisreisen.de/

Mehr zur Planung einer Reise nach Tadschikistan findest du beim Reiseblog Reisefroh.

Literatur zu Tadschikistan, Pamirgebirge

Robert Middleton sammelte Legenden und Sagen aus dem Pamir, hier online zum Lesen.

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