Lohnt sich Reise nach Bali? Ist die indonesische Insel Bali tatsächlich “die Insel der Götter” wie sie oft genannt wird oder eher Touri-Hype? Um es gleich vorweg zu nehmen: Bali ist beides. Dieser Beitrag ist ein ehrlicher Reisebericht zu dieser wunderschönen Region.
Das Lächeln in meinem Gesicht strahlend wie die Morgensonne scheint permanent geworden zu sein. Eigentlich war Bali nie auf meiner Reiseliste gewesen – zu touristisch, zu viel “Eat-Pray-Love”-Kitsch und dann das Klima, das ich vermutlich nicht vertragen werde – das waren meine Vorurteile. Nun bin ich hier, relativ spontan …mit einem One-Way-Ticket… – und ich liebe es! Noch kann ich nicht erklären was es genau ist, das mich so fasziniert, und noch weiß ich nicht, dass ich die nächsten Monate immer wieder hierher zurückkehren werde…


Table of Contents
Instagram-FastFood-Touris versus echtes Bali
Im Süden und Osten ballen sich Siedlungen – und vor allem Touri- & Resort-Anlagen. Wer “Fast-Food-Tourismus” haben möchte ist dort genau richtig. Dort gibt es Freizeitparks, Safari-Parks, Clubs, Souvenirläden und westliche geprägte Restaurants, dazu jede Menge Strand und Surfmöglichkeiten. Natürlich findet man dort auch viele der bedeutenden Tempel und der wunderschönsten Wasserfälle. Doch was nutzt es wenn man vor den schönsten Wasserfällen und Tempeln steht – es sich aber wie ein künstlicher Freizeitpark anfühlt mit Massen an Touristen, die sich an einem vorbeischieben um sich für das schönste Instragram-Foto in Szene zu setzen?
Die Stadt der “Internationalen”
Mein Fahrer schaut mich ungläubig an: “Wo willst du hin? Da war ich noch nie – Touristen wollen immer nur nach Canggu, Seminyak oder Ubud oder Sedimen…”. Ich lache, wie oft habe ich das in den letzten Wochen schon gehört! Wir ruckeln durch Canguu – der Verkehr zieht sich endlos hin. Armadas von Mopeds kurven rechts und links an uns vorbei – man fühlt sich eher wie in gefährlichen Flussströmungen, die einen mitreißen können wenn man nicht Acht gibt, als in einem alltäglichen Straßenverkehr. Und doch ist das hier Wirklichkeit. Nur Millimeter um Millimeter schieben wir uns durch das dichte Gedränge vorwärts. Eine Stunde später…wir sind immer noch in Canggu.
Wir reden über Tourismus auf Bali und den Einfluss auf die Insel. “Das was du hier siehst, war noch vor wenigen Jahren einfach nur Reisfelder”, mein Fahrer deutet auf die Häuserzeilen, die sich dicht an dicht zu beiden Seiten der Straße an einander reihen. Handwerksbetriebe, Möbelhäuser, Cafés, Tatoo-Studios, unzählige vapor-shops (wie viele E-Zigaretten-Geschäfte braucht man??), kleine Ladentheken, alles sieht etwas chaotisch und unordentlich, an manchen Ecken fast schmuddelig aus.
Das Gespräch mit Annie aus Australien kommt mir in den Sinn, die ich bei einer Tour kennengelernt hatte. Sie ist Ende der 70er im Rahmen einer Weltreise für mehrere Wochen auf Bali gewesen. Die strahlende Mitsechzigerin, strahlt noch mehr als sie von Bali von Damals erzählt: Keine Autos, keine Scooter, nur Ochsenkarren und ein paar Fahrräder, Reisfelder und Dschungel wohin das Auge blickte, mit den charakteristischen Tempeln, die mystisch aus dem üppigen Grün emporragten. “Paradiesisch!” schwärmt sie, in Bambushütten am Strand und bei Familien habe sie gelebt. Bisher stetig ein sanftes Lächeln um ihre Lippen, verdunkelt sich ihre Miene zum ersten Mal: “ich war geschockt als ich hier ankam. Das ist der Grund warum ich all die Jahre nicht zurückkehrte. Ich wollte mir die Erinnerung nicht zerstören.”
Mein Argument, dass die Balinesen durch den Tourismus und die Geschäfte höheres Einkommen erzielen können als mit den Reisfeldern, wischt mein Fahrer beiseite. Das Land werde an reiche Indonesier von Java verkauft, die hier Geschäfte eröffnen oder an Ausländer vermieten. “Balinesen wirst du hier kaum finden. Wir nennen Canggu daher auch Cota – die Stadt der Internationalen.”

Noch weiß ich nicht, dass ich ein paar Wochen später ein paar Tage in Canggu verbringen werde. Dort lerne ich Digitale Nomaden, Künstler und YouTuber kennen, die für ein paar Monate hier an ihren Projekten arbeiten, sowie Expats aus aller Welt, die sich Canggu schon vor vielen Jahren zu ihrer Heimat gemacht haben. Im Yogakurs schwitzen wir zusammen unter der drückenden Schwüle der Regenzeit, in einer befreienden Breathwork-Session wollen wir unsere kreativen Blockaden lösen. Bei veganem Essen und fruchtigen Smoothies unterhalten wir uns über die Herausforderungen und Chancen sich in der Ferne ein Business, ja eine Heimat aufzubauen, über den Sinn und Unsinn des Lebens – und darüber wie wunderschön Bali ist und wie herzlich die Balinesen.
Auch das ist das echte Bali…

“Künstler-Stadt” Ubud
Wie im Schock wandle ich über den Asphalt während ich versuche mir bei den zahllosen Stolperfallen des kaputten, viel zu schmalen Gehweges nicht die Beine zu brechen. Es ist so laut! Massen an Autos und Mopeds wälzen sich wie eine Flut durch die Straßen. Menschenmassen, die sich an einem vorbeischieben. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es hier zur Hochsaison ist!
Wo sind nun die Künstler? Wo die Balinesische Kunst? Alles was ich finde sind Souvenirläden, die touristischen Kitsch aus Massenfertigung verkaufen. Der “Art Market” und der “alte traditionelle Markt” ? – Fehlanzeige. Überall wird nur das gleiche verkauft, vieles davon könne man (wie ich später erfahren werde) in der gleichen oder ähnlichen Form überall in Südostasien kaufen.
Nachdem ich zwei Wochen im ländlichen Süden Balis verbracht habe, die Gegend mit dem Fahrrad erkundet, an einer lokalen Tempelzeremonie teilgenommen und viele schöne Bekanntschaften mit Einheimischen gemacht habe, kommt mir Ubud viel zu laut, viel zu künstlich vor. Ich bleibe nur drei Nächte, dann flüchte ich in ein Dorf weiter nördlich.
Noch weiß ich nicht, dass ich einige Wochen später Ubud auf eine ganz andere Weise erleben und es lieb gewinnen werde…


Überall in Ubud sind beeindruckende Tempelanlagen zu finden. In einigen von ihnen finden regelmäßig Tanzvorführungen der traditionellen Barong und Kris Tänze oder Kecak-Feuertanz statt – beeindruckend! Oft nur kurze Strecken hinter den Hauptverkehrsstraßen, hinter den Familienanwesen, die zwar schmal, sich aber oft weit nach hinten ausdehnen, erstrecken sich bezaubernde Reisfelder, die man zu Fuß erkunden kann. In Homestays wohnt man in Gästeapartments auf den Familienanwesen und erhält so einen Einblick in das Alltagsleben von Balinesischen Familien. In und um Ubud lassen sich Kunstgalerien und Kunsthandwerksbetriebe entdecken, deren Kunstfertigkeit nur staunen lassen!


Umweltprobleme auf Bali und lokale Lösungsversuche
Müll
Müll ist ein großes Problem auf Bali. In der Regenzeit wird Plastikmüll aus den Ozeanen an die Strände geschwemmt. An Flussufern, an Berghängen am Rande von Dörfern, mitten im Dschungel sieht man Plastikberge, die einfach achtlos ausgekippt wurden.
Mit einem meiner Gastgeber komme ich ins Gespräch darüber. Er ist gerade in der Ausbildung zum Priester, erklärt mir die spezielle Form des Hinduismus, die in Bali gelebt wird, die eng mit Ahnen und “Naturgeistern” verbunden ist. Er erzählt wie Vulkane, Flüsse und das Meer, wie die heiligen Bäume verehrt werden. Die Frage brennt mir regelrecht auf der Zunge: Wenn die Balinesen eine solche spirituelle Verbindung zur Natur haben, wieso gehen sie dann so achtlos damit um? Er seufzt. Zum einen liege es daran, dass es keine öffentliche Müllabfuhr gebe. Man müsse seinen Müll zu oft weit gelegenen Mülldeponien transportieren. Zum anderen liege es aber auch an mangelndem Bewusstsein und Wissen.
Er zeigt auf seinen 11jährigen Sohn, der am anderen Tisch an etwas bastelt. “Wir wollen helfen das zu ändern, deshalb haben wir eine Initiative gestartet. Jedes Jahr basteln wir mit anderen Kindern aus der Schule einen Barong aus benutztem Plastik und dann mit Musik und Gesang wandern wir durch das Dorf und sammeln Plastik ein und versuchen gleichzeitig aufzuklären.”
Kampagne zu Reduzierung von Plastikmüll: An den meisten Orten (auch an Flughäfen), sogar in Homestays, gibt es Trinkwasserstationen, wo du deine Wasserflasche (meist kostenlos) auffüllen kannst. Die meisten Unterkünfte und Restaurants verwenden wiederverwendbare Trinkhalme und versuchen auf Plastik weitgehendst zu verzichten.
Wassermangel
Eigentlich sollte es Regenzeit sein…und eigentlich sollte es jeden Tag wie aus Eimern schütten…eigentlich. Bisher sind nur einzelne kurz Regenschauer niedergeprasselt, nun wieder drückende Schwüle im Sonnenschein. Wir machen eine Wanderung zu einem kleinen Wasserfall in der Nähe des Hostels, waten durch den Fluss. Doch dieser führt noch weniger Wasser als noch ein paar Wochen zuvor! Wo wir letztes Mal knietief durch das Wasser waten mussten, können wir nun trockenen Fußes über das Lavagestein laufen. Und auch das zuvor üppige Grün der Natur ist an vielen Stellen schon einem eher gelblichen Farbton gewichen…
Die unzähligen Swimmingpools und das Roden von Wäldern um noch größere Resorts und Touristenanlagen zu bauen trägt zur Wasserknappheit bei.

Das traditionelle Subak-System auf Bali
Subak ist ein einzigartiges Konzept der Wasserwirtschaft, das bereits im 9. Jahrhundert eingeführt wurde. Es ist dazu da, die Bewässerung der Reisfelder zu regeln. Organisiert wird es von Kooperativen der ortsansässigen Reisbauern, die gemeinschaftlich entscheiden welchen Reisfeldern wann wieviel Wasser zugeführt und sicher gestellt wird, dass jeder genug erhält um seine Felder bewirtschaften zu können. Gerade jetzt, in Zeiten wo das Wasser knapper zu werden scheint, sei das eine wertvolle Institution, erklärt mir der Gastvater meines Homestays im Süden von Bali.

Über allem schwebt der Duft von Räucherstäbchen – Gelebte Spiritualität auf Bali
Das ist was wirklich besonders ist auf Bali – und vermutlich die außergewöhnliche Atmosphäre auf der Insel ausmacht: Spiritualität ist nicht nur beschränkt auf große Reden oder einzelne Feiertage sondern wird jeden Tag aktiv gelebt. Auf Bali (und den drei kleinen Schwesterinseln Nusa Penida, Nusa Lembongan, Nusa Ceningan sowie in Yogyakarta auf Java) wird im Gegensatz zum restlichen Indonesien, wo vorwiegend der Islam die vorherrschende Religion ist, eine besondere Form des Hinduismus praktiziert. Er umfasst neben Schriften und Elemente aus dem Buddhismus auch Glaubenspraktiken aus der vor-hinduistischen Zeit.


Überall – in den Familienanwesen, Resortanlagen, auf der Straße oder in Geschäften sieht man Einheimische, die gerade dabei sind Canang Sari – tägliche Opfergabe – herzustellen oder sie an bestimmte Orte, die gesegnet werden sollen, mit einem Gebet darzubringen.

Fazit – Deshalb bezaubert Bali
Wo soll ich da nur beginnen? Die Natur, das satte Grün des Dschungels und der Reisfelder, die Luft, die bodenständige Herzlichkeit der Menschen. Eine vielfältige Mischung aus Geschichte, Kultur, gelebter Spiritualität, Wellness, gutem Essen, Naturerlebnisse und das Meer.
Ich hoffe, die Balinesen erkennen den Wert ihrer Insel und gebieten dem zerstörerischen Bauwahn rechtzeitig Einhalt – hier kommt es natürlich auch auf uns Touristen und Langzeitreisende an. Durch unsere Konsumwünsche können wir Einfluss nehmen wie sich der Tourismus auf Bali weiterentwickelt. Buchen wir Homestays und familiäre Öko-Hotels mit nachhaltigem Konzept oder bevorzugen wir Pauschaltourismus in großen Resorts während wir einem maßlosen Konsum fröhnen? Hechten wir in Massen für das beste Instagram-Foto von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten oder bevorzugen wir Slow-Travel und den Austausch mit Einheimischen?
Lasst uns mit unserer Reisegewohnheit einen kleinen Beitrag leisten damit die Insel der Götter auch weiterhin so wunderschön und heilsam bleibt!
Reisetipps
Lade dir noch vor deinem Abflug oder spätestens im Flughafen die kostenlosen Apps Gojek und Grab herunter. Die sind super praktisch und auch in anderen Ländern Südostasiens nutzbar! Mit ihnen kannst du Fahrer (Auto oder “Bike”) buchen und dir sogar Essen in deine Unterkunft liefern lassen. Du kannst deine Kreditkarte verknüpfen, sodass du kein Bargeld benötigst.
Hol dir am Flughafen eine indonesische Simkarte wenn du länger im Land bleiben möchtest, es gibt verschiedene Datenvolumen. Da so gut wie alle Restaurants, Warungs, Cafés freies Wlan anbieten, reicht ein kleines eigentlich vollkommen aus. Beachte, dass es lediglich Internet-Datenvolumen ist und keines, das für Telefonanrufe gilt.
Geld: Hebe gleich am Flughafen beim ATM Bargeld ab (1.5 Mio-2 Mio IDR = 80-150€, Stand 2024, sind zunächst ausreichend). Lade dir eine Währungsrechner-App auf dein Handy – so lässt sich mit der Zeit ein Gefühl für die Preise entwickeln. Allgemein sind die Preise in Touristenorten wie Ubud, Canggu, Kuta etc. teurer (mindestens doppelt-dreifach) als in ländlichen Gebieten und “Instagram-Hipster-Restaurants” sind um einiges teurer als lokale Warung. Stand 2024: für 45.000-65.000 IDR (2,50€-3,75€, Stand 2024) bekommt man in einem einheimischen Restaurant ein gutes Mittag- oder Abendessen inklusive Getränk.
Ist es möglich OHNE WhatsApp in Indonesien auszukommen?? Die meisten benutzen den Messenger-Dienst, der ja mittlerweile zum Zuckerberg-Imperium gehört, als die Hauptkommunikationsform. Ich war vier Monate – jedoch hauptsächlich auf Bali – in Indonesien. Mit Telegram, Grab und den Buchungs-Apps für Unterkünfte bin ich sehr gut zurechtgekommen. Und es gibt viele Einheimische, die Telegram nutzen, sodass es möglich ist auch weiterhin private Kontakte aufrechtzuerhalten.
Nimm eine wiederverwendbare Wasserflasche mit. In den meisten südostasiatischen Ländern, so auch auf Bali, gibt es eine Kampagne zu Reduzierung von Plastikmüll. An den meisten Orten (auch an Flughäfen), sogar in Homestays, gibt es Trinkwasserstationen, wo du deine Wasserflasche (meist kostenlos) auffüllen kannst.
ACHTUNG beim Einkauf von Shampoo und Duschgel in Indonesien: Aufgrund des lokalen Schönheitsideals ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es Bleichmittel enthält. Da Hotels, Hostels und auch viele Guesthouses Shampoo und Duschgel für ihre Gäste anbieten, reichen die kleinen Reisepackungen (Handgepäck-Regelung) für eine mehrwöchige Reise aus.
Du willst deine Reise nach Bali zu einem Kultur-Erlebnis machen aber individuell unterwegs sein? Tipps dazu findest du in DIESEM BEITRAG.
Eine super Webseite um sich für eine Reise nach Indonesien vorzubereiten und Inspiration zu holen ist Indojunkie !
